„Das Wort Gottes solle man kräftig reiben wie ein Kräutlein.“ – so jedenfalls soll es Luther einmal gesagt haben. Dieses Bild steht im Hintergrund des Projektes „ziehzeit“. Durch einen Austausch, der ehrlich, offen und aktuell ist, sollen Bibeltexte aus der Spurrille der Erwartbarkeit oder der Fremdheit herausgeholt werden und im besten Fall einen neuen Geschmack entfalten. Den passenden Weg zur Umsetzung entdeckte ich bei Gunnar Engel. Im Livestreamformat führt er schon seit längerer Zeit auf YouTube Biblestudy durch.
Beizeiten zeigte sich, dass der Austausch über den Livechat für das Anliegen der „ziehzeit“ zu wenig ist. Denn es bewirkt schnell ein belehrendes Frage-Antwort-Setting und weniger einen echten Austausch.
So wurden die Livestreamabende nach kurzer Zeit durch zusätzliche Gäste bereichert, mit denen im direkten Gespräch über den Bibeltext laut nachgedacht werden konnte. Hinzu kam die Möglichkeit, sich hin und wieder über einen Link als Zusatzgast in den Gesprächsverlauf einklinken zu können.
Inzwischen steht die zweite Staffel der „ziehzeit“ kurz vor ihrem Abschluss, eine dritte ist in Planung.
Was mich ermutigt weiterzumachen, sind im Grunde zwei Erfahrungen: Zum einen, dass ich mittels der „zeihzeit“ durch andere bereichert wurde und darin ein Format der Predigtvorbereitung gefunden habe, wie ich sie mir im Grunde wünsche.
Zum anderen erfreuen mich die Rückmeldungen, die zeigen, wie unterschiedlich dieses Format genutzt wird. Manche gebrauchen es als Predigtvorbereitung, andere als Eheabend, um selbst über Bibeltexte ins Gespräch zu kommen, manche haben die Livestreams für sich als persönliches Bibelstudium genutzt und wieder andere waren einfach neugierig, obwohl sie sonst kaum Bibel lesen.
Nach bald 20 Abenden ziehen inzwischen viele Eindrücke und Erlebnisse nach. Dazu gehört eine Fülle an dazugelernten Wegen, auf denen wir uns einem Bibeltext nähern können, eine Menge an Gedanken, auf die wir vorher nie gekommen wären und die Erfahrung, dass das kräftige Reiben der Kräuterlein nicht zuerst eine Schreibtischarbeit ist, sondern sich verheißungsvoll durch Gespräch und Austausch ereignen kann.
– Anderas Lau, Regio Sachsen
